Vollgas

Ich kann echt nicht bremsen. Das habe ich schon als Kind nicht richtig hinbekommen. Alle meine Inliner-Touren enden früher oder später damit, dass ich im Schneckentempo meterweit ausrollen muss oder mit Vollspeed einen Laternenpfahl umarme. Ich geb’ zu, das sieht nicht nur peinlich aus, das ist auch nicht ganz ungefährlich. Aber irgendwie passt das auch zu mir. Ich mag das, so mit Vollgas durch’s Leben zu rennen. Am liebsten würde ich jeden Tag was Neues erleben – immer Action, immer unterwegs. Anhalten und Pause machen kommt meist nicht so in Frage, bremsen kann ich nun mal eben nicht so gut.

Aber manchmal beneide ich auch die, die einen Gang rausnehmen können. Die es regelmäßig schaffen, mal kurz zu stoppen. Die können sich umdrehen und gucken, was alles schon hinter ihnen liegt, was sie schon alles geschafft haben. Die können einmal tief durchatmen und ein bisschen Kraft tanken, für das, was noch so kommt. Denn es liegt ja immer noch ein Stück Strecke vor einem. Da hilft es, den Überblick zu bewahren. Und den hat man nunmal einfach nicht, wenn man nur panisch auf der Suche ist nach der nächsten Laterne, an der man sich festklammern kann.

Ich glaube, im Leben schadet es nicht, auch vernünftig bremsen zu können.

Ela Kornek, Münster

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