Sterbehilfe

Auch Anne hat jetzt Brustkrebs. Vor den Sommerferien wurde er bei ihr entdeckt. Mit der Chemo hat sie bereits begonnen. Danach OP und Bestrahlung. Das volle Programm. Doch Anne ist gefasst. Die Tage habe ich sie gesehen - in einer Wochenzeitschrift. Sie steht hinter ihrem Mann. Groß und stark. Die Reporter sind fasziniert von ihr. Von dem offenen Gespräch, der herzlichen Atmosphäre. Anne hat auch einen Nachnamen. Sie ist nicht irgendwer. Sie ist die Frau von Nikolaus Schneider, dem obersten Chef der evangelischen Kirche in Deutschland. Deshalb wird auch gedruckt, was sie über ihre Krebserkrankung sagt. Anne ist nüchtern. Denkt an das Sterben. Sagt, dass sie im Notfall auch Sterbehilfe wolle. Hier in Deutschland geht das nicht, aber in der Schweiz. Nikolaus Schneider sagt, das finde er nicht gut. Seine Kirche sei dagegen. Die Evangelische Kirche in Deutschland. Aber aus Liebe zu ihr würde er sie begleiten. Auch gegen seine Überzeugung. Darüber haben sich viele in der Kirche aufgeregt. Ich verstehe das nicht. Sicherlich wird Anne Schneider diesen Weg nur gehen, wenn sie am Ende ist. Mit allem. Auch mit der palliativen Medizin, die bis zuletzt hilft, begleitet, Schmerzen nimmt. Also, was soll die Aufregung? Ist es nicht gut evangelisch, den Willen des anderen zu respektieren? Insbesondere in Anbetracht von Tod und Sterben?