Recht und Ordnung - Knöllchen

Achtung, jetzt kommt eine öffentliche Blitzer-Beichte: Ich bin zu schnell gefahren. Schuldig! Ich gebe es zu und ich habe für meine Schuld bezahlt.

Ich will nicht jammern - aber ich frage mich schon, ob diese Geschwindigkeitskontrolle moralisch in Ordnung war. Das war im Sommer während der Fußball-WM, ungefähr eine Stunde vor dem Anpfiff des ersten Gruppenspiels der deutschen Mannschaft. Alle wollten schnell nach Hause oder zum Rudel-Gucken. Die Autobahn war frei und zack - hatte es mich erwischt. Ist das moralisch in Ordnung, an so einem Abend zu blitzen?

Natürlich hebt eine Fußball-WM die Straßenverkehrsordnung nicht auf. Und natürlich sind Recht und Ordnung einzuhalten. Aber mein Gefühl sagt mir, dass ich das irgendwie unfair finde.

Was war an diesem Abend nun richtig und was falsch? Und wer legt das fest? Natürlich gibt es allgemeine Regeln für´s Zusammenleben. Den Rest erledigen Paragraphen in Gesetzbüchern. Ist damit Gut und Böse, Richtig und Falsch geklärt? Nein, denn da gibt es ja auch noch den persönlichen Gewissensspielraum. Die innere Stimme, die durch Eltern, Lehrer, Freunde und Gesellschaft geprägt ist. Aber ich glaube, dass da noch einer mitspricht. Vielleicht ist es ja auch Gottes Stimme, die da mal laut, aber meistens leise in mir zu hören ist. Und oft spricht sie mich von der Schuld frei, denn Gott führt keine Sünderkartei. Bei ihm kann ich meine Schuld loswerden ohne zu bezahlen, typisch Gott eben. Und was ist typisch Mensch? Dass in Flensburg der eine Punkt noch eine ganze Weile hinter meinem Namen stehen wird.

Martin Kürble, Düsseldorf

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