6 Wochen ohne

Der Klassiker: Baustelle auf der Straße - Bagger zu tief - Kabel durch - Telefon und Internet tot. Naja, kann passieren. Hatte ich im Sommer so. Nachdem ich nach einer halben Stunde in der Warteschleife die Melodie schon mitpfeifen konnte und mich mit verschiedenen Computern und Mitarbeitern meines Telefonanbieters unterhalten hatte - natürlich per Handy - habe ich ein Service-Ticket bekommen und das Versprechen, dass ich schon bald wieder am Netz sein werde. Na schön - so ein Tag Ruhe ist ja auch mal ganz nett. So ein zweiter Tag auch. Kann ich mal in Ruhe aufarbeiten, was so auf meinem Schreibtisch liegt. Aber da habe ich auch schon gemerkt, dass ich nervös werde. Keine Emails. Schon den zweiten und dann den dritten Tag. Und immer noch kein Festnetz-Telefon. Auch nicht am vierten und fünften Tag.

Ich mache es kurz: Fünf lange Wochen waren es insgesamt. Katastrophe, oder? Ich habe irgendwann die E-Mails schließlich ausgedruckt, bin rumgefahren und habe sie in Briefkästen eingeworfen.

Die Zeit ohne Netz war nervig, aber irgendwie auch spannend. Ein bisschen so wie im letzten Jahrtausend, als die permanente Kommunikation noch nicht erfunden war.

Tatsächlich hatte ich mehr Zeit, meine Arbeit in Ruhe zu tun. Ich konnte intensiver über Dinge nachdenken, weil ich nicht dauernd aus den Gedanken rausgerissen wurde. Und ich habe gemerkt, dass es mich zufrieden gemacht hat, wenn ich eine Sache zu Ende bringen konnte, ohne zwischendurch nochmal schnell im Internet zu surfen.

Ich habe in diesen fünf Wochen gemerkt, wie unbedacht ich oft mit meiner Arbeitszeit um-gehe. Als Dauerzustand kann ich es mir allerdings nicht mehr vorstellen. Ich war froh, als der erste Anruf wieder zu mir durchkam. Aber vielleicht stelle ich das Telefon auch in Zu-kunft hin und wieder mal auf stumm und ignoriere die Emails, um die Gedanken klarer und das Leben etwas langsamer zu machen.

Martin Kürble, Düsseldorf

Copyright Vorschaubild: CCo Public Domain Pixabay