Fehler im Bauplan

Letzten Donnerstag hat er wieder bei mir geklingelt. Donnerstags fährt Gott nämlich immer in die Stadt zum Einkaufen. Und dann macht er einen Zwischenstopp. Wir trinken eine Tasse Kaffee und reden.

Als ich zwei Tassen aus dem Schrank nehmen wollte, passierte es: eine fiel mir aus der Hand und klirrend zu Boden. „So ein Mist“, entfuhr es mir. „Dass immer mir das passieren muss.“ „Ist doch bloß ne Tasse“, versuchte er zu beschwichtigen. „Ach, ist doch wahr. Ich glaube, dass es in deinem Bauplan für die Natur ganz schön viele Fehler gibt. Guck mich an: Meine Motorik ist unter aller Kanone.“ „Och“, meinte Gott, „ich mag dich auch wegen deiner manchmal so unbeholfenen Art. Was du einen Fehler nennst, sehe ich als einen Teil von dir.“

„Nein, für mich ist und bleibt das ein Fehler,“ maulte ich weiter. Und überhaupt: Wie ist das mit all den Krankheiten? Sind die etwa kein Fehler in deinem Plan?“

Er zögerte einen Augenblick. Dann fragte er: „Wie groß ist dein Glaube an mich?“

Ich gestand, dass ich zwar durchaus an ihn glauben würde, aber trotzdem immer wieder Zweifel hätte. Er nickte und sagte: „Dann brauche ich jetzt von dir das Größte, was du mir geben kannst: Dein Vertrauen. Vertrauen, das größer ist als Verstehen.“

Und weil ich ihn nur verständnislos ansah, fragte er mich: „Was glaubst du, was ein Kranker noch viel dringender braucht als Antworten?“ Meine Antwort war zögerlich, eher fragend. „Liebe und Nähe?“ „Du sagst es.“ Dann stand er auf, nahm Handfeger und Kehrblech und fegte die Scherben auf.

Sprecherin: Alexa Christ