Imprägnierspray

Der Winter kommt. Und das heißt für mich jedes Jahr vor allem eins: Imprägnieren, imprägnieren, imprägnieren! Ich weiß nicht, ob ich früher irgendwann mal ein traumatisches Erlebnis mit meganassen Füßen hatte. Ich weiß nur: Seitdem ich mich erinnern kann, bewaffne ich mich jedes Jahr Anfang November mit ’ner großen Flasche Imprägnierspray und lege los: Alle Schuhe und Stiefel, die eventuell in den nächsten Wochen zum Einsatz kommen, werden von mir gründlichst von oben bis unten bearbeitet. Na klar, das Ozonloch mache ich mit so einer Imprägnieraktion nicht gerade kleiner und teuer ist das Zeug auch, aber irgendwie kann ich nicht anders. Das ist fast schon sowas wie ein Tick. Erst wenn ich alle Schuhe in Ruhe bearbeitet hab, dann fühle ich mich für den Winter gewappnet. Diese Schutzschicht auf meinen Schuhen, die macht irgendwas mit mir. Die lässt mich entspannter und gelassener Richtung Winter blicken. Egal wie düster und nass die kommenden Wochen auch werden, ich bin bereit! Ich merke, dass dieser Mechanismus bei mir ganz tief drin sitzt: Ich brauche das irgendwie, so ein sicheres Gefühl, so eine Schutzschicht. Vielleicht ist es auch deshalb so, dass ich echt was übrig habe für ein besonderes Ritual in der Kirche: den Segen. Wenn am Ende vom Gottesdienst gesagt wird: „Es segne und behüte euch der allmächtige Gott“, dann glaub’ ich das. Das war bei mir schon immer so. Schon als Kind hab ich gedacht: Dieser Segen Gottes, der ist wie ne Schutzschicht, die ich brauche. Der funktioniert für mich so wie ein Imprägnierspray für’s Leben. Und das Beste ist: Gottes Segen gibt’s für uns nicht nur im nasskalten Winter, sondern immer und überall – ganz umweltschonend und umsonst.

Ela Kornek, Münster

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