Ohne Befund

Gleich zweimal muss ich zur Mammografie. In meiner Brust ist irgendwas, was da nicht sein soll, ganz klein, wahrscheinlich nichts Ernstes. Aber ich muss noch mal hin. Ich warte auf den Termin, werde langsam nervös. Ist es vielleicht doch nicht so harmlos?

Im Warteraum schwitze ich. Auch die Frau neben mir scheint angespannt. Zehn Minuten später stehe ich vor den Bildern und halte den Atem an. „Alles in Ordnung“, strahlt meine Ärztin. Ein Steinchen fällt von meinem Herzen. Jetzt nichts wie weg.

Auf dem Weg ist mir nach Hüpfen zumute. Hat mir wohl doch mehr ausgemacht, als ich mir eingestanden habe. Als ich die Straße überqueren will, sehe ich die Frau aus dem Wartezimmer. Blass sieht sie aus, sie spricht in ihr Handy, wischt Tränen aus dem Gesicht, läuft hin und her. Scheiße, denke ich. Ich will mir nicht vorstellen, was in ihr vorgeht. Aber irgendwie fühle ich mich ihr nah. Und plötzlich schießt mir ein Gedanke durch den Kopf: Warum sie und ich nicht?

Ich laufe durch die Straßen und ordne mein Gefühlschaos. Ich bin erleichtert, aber ich weiß auch, dass es keine Garantie auf Gesundheit gibt. Ich glaube nicht, dass es irgendeinen tieferen Sinn gibt. Und trotzdem bin ich wie befreit. Ich gehe in den Park und setze mich in eine Astgabel; Wolken gucken, Sonne tanken, einfach da sein.

Sprecherin: Alexa Christ