Gespräch mit Gott

Wenn ich abends ins Bett gehe, gehört ein Abendgebet für mich dazu. Das ist mein Einschlafritual, seit ich ein kleines Kind war. Früher war es noch ganz klassisch das Vaterunser, das mein Papa und ich zusammen vor’m Einschlafen gebetet haben. Im Laufe der Zeit habe ich dann immer freier gebetet und meine eigene Gebetsform gesucht. Seitdem ich erwachsen bin, mache ich es meist so: Ich lasse den vergangenen Tag Revue passieren und denke auch schonmal dran, was morgen alles so anliegt. Vor kurzem ist mir dabei was aufgefallen: Wenn ich ganz ehrlich bin, ist das mittlerweile mehr sowas wie ein Gespräch mit mir selber geworden. Gott so richtig ansprechen, wie ich das früher mal gemacht habe, das mach ich fast nicht mehr.

Jetzt frage ich mich: ist das noch ein Gebet, was ich da mache? Ein weiser Kirchen-Mann, John Henry Newman, hat mal gesagt „Gebet ist das Atemholen der Seele“. Und das gefällt mir. Mein Abendgebet ist für mich, als wenn meine Seele den Tag quasi noch einmal durchatmet.

Ich bin mir sicher: Das mit den Gebeten funktioniert nicht wie bei so ’ner Art himmlischen Postamt, wo es wichtig ist, dass die Adresse stimmt, damit was ankommt. Ich denke, Gott schert sich nicht so um die richtige Form, nicht um die Wortwahl - nicht mal um meine Konfession oder Religionszugehörigkeit. Gott sieht auf das Herz. Und darauf, dass meine Seele atmen kann. Wann immer meine Seele das macht – ist das ein Gebet.

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