Alles gut

„Alles gut?“ – „Alles gut!“ So unscheinbar beginnen ja viele Gespräche. Ne echte Floskel halt. Aber mich nervt’s. OK – ich sag’s ja selber oft… aber eigentlich denke ich immer sofort: Oh Mann, klingt das oberflächlich! Und das ist es auch. Das genauso daher gesagte „Wie geht‘s Dir?“ ist nicht viel besser. Da fühle ich mich aber immerhin noch halbwegs dazu aufgefordert, mit einem ganzen Satz zu antworten. Und überhaupt: Wann ist denn bitteschön mal alles gut? Ich bin bestimmt kein Pessimist. Und dennoch: „Alles gut?!“ – das stimmt doch so gut wie nie. Mir macht zum Beispiel gerade eine Klausur Angst, die ich nächste Woche schreibe. Und ich spüre die bösen Schatten eines Berichtes, den ich kurz danach abgeben muss. Außerdem ist es gerade ziemlich genau ein Jahr her, dass meine Oma gestorben ist. Zu meiner Tante habe ich nicht viel Kontakt – trotzdem denke ich häufig daran, dass sie gerade im Krankenhaus liegt. Und von den PEGIDA-Märschen wird mir einfach nur schlecht. Also alles in allem: Joa, mir geht es wohl unterm Strich irgendwie gut. Aber „alles gut!“ – das kann ich nicht sagen.

Wenn ein guter Freund mich demnächst fragt, ob „alles gut?“ ist – dann werde ich wenigstens ein bisschen was von meinen Gedanken erzählen. Und ich will auch versuchen, etwas mehr aus meinen Freunden herauszubekommen. Das kann nicht schaden. Vielleicht hilft es ja sogar, dem echten „Alles gut“ ein bisschen näher zu kommen.

Sprecherin: Alexa Christ

Mit Dank für die inspirierenden Worte von Johannes Schildmann, Gladbeck.