Wir enrten, was wir säen?

Mein neuer Nachbar. Er grüßt nicht, trennt den Müll nicht und hat noch nie das Treppenhaus gefegt. Letztens hat er mir vor der Nase die Tür zugeschlagen, obwohl ich direkt nach ihm ins Haus wollte.

Und jetzt sitze ich hier und höre diese unfassbar schlimme Musik von nebenan und ärgere mich. Hätte nicht jemand ganz unkompliziertes einziehen können? Was mich am meisten ärgert ist, dass ich auch gern jetzt schrecklich schlimme Musik anmachen möchte und ihn damit beschallen. Na ja, das führt zu nichts.

Schluss damit. Ich klingle an der Tür gegenüber. Bewaffnet mit vielen Dingen, die mich stören und die ich ihm sagen will. Und – so macht man das bei uns – mit zwei eiskalten Bierflaschen.

Wir ernten, was wir säen.

„Ich kenne da jemanden, bei dem das genau so ist!“ Sagt er nach einiger Zeit und meint mich damit.

Ich falle fast vom Stuhl. Er hat Recht. Ich hatte ihn überhaupt nicht als neuen Nachbarn begrüßt und mich direkt auf das gestürzt, was mich an ihm stört. Das, was mich in meinem häuslichen Frieden stört... Und ja. ICH hatte ihm vor kurzem die Tür vor der Nase zugeschlagen, obwohl ich gesehen hatte, dass er auch ins Haus möchte.

Ja, wir ernten was wir säen. Ab morgen säen wir anders. Das haben wir heute klar gemacht. Ich stelle schon mal das Pils kalt.

Sprecherin: Alexa Christ