Zeitkapsel

Wie wird die Welt in 100 Jahren aussehen? Gibt es noch Bäume oder kommt der Sauer-stoff aus Gasflaschen? Essen wir noch Gemüse vom Feld oder schlucken wir Pillen mit Salatgeschmack? Hören wir noch Radio oder werden die Programme direkt in unsere Köpfe eingespeist. Albtraum oder Traumwelt?

In vielen Düsseldorfer Schulen beschäftigen sich die Klassen jetzt damit, ihre Vorstellung von der Zukunft zu malen, zu schreiben oder zu filmen. Die Ergebnisse kommen dann in eine Zeitkapsel - ein Metallrohr, das fest verschlossen wird. Und diese Zeitkapsel verste-cken wir dann in unserem Stadtteil an einem sicheren Ort: in einem Kirchturm. In genau 100 Jahren, also im Jahr 2115, soll die Kapsel dann wieder geöffnet werden, um zu se-hen, was sich die Jugendlichen damals - also heute - gedacht haben. Ich vermute, die Kinder und Enkel der heutigen Jugendlichen werden sich erstmal schlapp lachen, denn natürlich kommen auch Fotos mit in die Zeitkapsel. „Wie sahen die denn aus im Jahr 2015? Oh, mein Gott, das ist mein Opa!“ Aber dann werden sie von den Wünschen und Hoffnungen, von den Träumen und Ängsten unserer Generation lesen.

Vielleicht werden sie stolz auf uns sein, weil wir die Welt ab heute besser hinbekommen haben, als gedacht. Vielleicht werden sie aber auch den Kopf schütteln und sagen: „Wie kann das sein? Die wussten doch damals schon, dass sie den Karren vor die Wand fah-ren. Warum haben sie die Welt nicht verändert? Warum haben sie nicht auf die Umwelt geachtet? Wie kann das sein, das sie es trotz aller Vernetzung und Globalisierung nicht hinbekommen haben, die Welt gerecht und friedlich zu machen.“

Ich hoffe, dass unserer Generation diese Fragen erspart bleiben.

Martin Kürble, Düsseldorf

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