Loslassen

Boah, ich hab ne echte Schwachstelle: Ich kann nicht loslassen.

Damit mein ich jetzt nicht die Klamotten, die mir entgegen kommen, wenn ich meinen Kleiderschrank von Winter auf Frühling und Sommer umstelle. Irgendwann hab ich in die Hose wohl mal reingepasst, ups – das Shirt war bestimmt auch mal modern. Okay, manche Sachen dürfen bleiben, mit ein bisschen mehr Sport passen die dann bald auch wieder. Aber die anderen wandern in den Kleidersack und machen vielleicht andere nochmal glücklich. Kein Problem und schnell erledigt.

Nein, meine Schwäche ist es, Menschen ziehen zu lassen. Eigentlich ist es ja völlig normal, dass sich n Freundeskreis mit der Zeit verändert. Einige bleiben, andere gehen.

Andere Interessen, andere Wohnorte, andere Hobbies, andere Arbeitszeiten. Aber anstatt das einfach mal zu akzeptieren, mach ich mir wieder nen Kopf. Wir waren doch zusammen im Urlaub, auf dem Festival, haben stundenlang zusammen in der Uni gehockt und literweise Kaffee getrunken, sind mit dem Auto zusammen durch die Gegend gecruist, haben zusammen gelacht und geheult – und leben jetzt beide unser eigenes Leben, in dem der andere irgendwie keinen Platz mehr hat.

Das macht mich nachdenklich und ich kann mir noch 100x sagen, dass das irgendwie normal ist, ich krieg die Menschen einfach nicht aus meinem Kopf. Warum geht das nicht so wie mit den Klamotten? Die einen bleiben im Schrank, die anderen machen jetzt andere glücklich.

Wahrscheinlich weil’s Menschen sind. Ob das irgendwie auch was Gutes hat, wenn man sie nicht vergessen kann?

Katharina Tautz, Essen