Ampel im Advent

Bei mir im Stadtteil steht seit einem halben Jahr eine Baustellenampel. Und was mir auffällt: Sie hat einen - sagen wir mal - eher unverbindlichen Charakter. Man kann das andere Ende der Baustelle in 30 Meter Entfernung gut sehen, deshalb bleiben hier bei Rot tatsächlich nicht viele stehen. Ampel hin oder her.

Wobei: Eigentlich ist das gar nicht so schlecht mal ganz ohne erkennbaren Sinn angehalten zu werden. Das sind 60 Sekunden, in denen ich mich über das rote Licht ärgern kann. Ich kann aber auch kurz nochmal überlegen, wo ich her komme. War es ein erfolgreicher Termin? War ich einkaufen und habe alles bekommen? Habe ich was vergessen? Was erwartet mich da, wo ich hin will?

Ich finde, das passt irgendwie gut in den Advent. Der ist so eine typische „Rote-Ampel-Zeit“.

Im Advent werde ich auf der Zielgrade des Jahres nochmal ausgebremst. Ich denken nach, wie es denn so war in diesem Jahr. Was geklappt hat und was schief gegangen ist. Wer in meinem Leben eine Rolle gespielt hat und was ich besser gelassen hätte. Darüber kann ich nachdenken beim Glühwein oder wenn ich kurz mal in eine offene Kirche gehe oder wenn ich für Weihnachten doch mal wieder ein paar Karten schreibe. Mit so ein paar Gedanken über das, was war und das, was kommt, kann ich ganz entspannt dem Jahresende entgegen gehen.

Martin Kürble, Düsseldorf