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Kirche in 1Live | 31.10.2015 | floatend Uhr
Fenja hat Krebs
Meine Freundin Fenja hat Krebs. Unheilbar. Die Chemo hat schon ihre Haare geschafft. Die „harte“ Zeit beginnt jedoch erst in ein paar Monaten. Wahrscheinlich hat sie nur noch ein Jahr zu leben.
Schnell ist mir klar, dass ich das… sozusagen gern mit ihr durchstehen möchte. Schnell ist aber auch klar: genauso wie sie, werde auch ich Hilfe brauchen, um damit klar zu kommen. Plötzlich ist der Tod in meinem Leben und damit verbunden die bittere Erkenntnis: Zu oft geh’n die, die eigentlich noch viel zu jung sind.
Irgendwann bin ich mit meiner Überforderung ins Krankenhaus gefahren. Die Frau am Empfang hat schnell gecheckt, was mich bedrückt. Und sie hat auch ne Idee: Bei der Diakonie, das ist die soziale Arbeit der evangelischen Kirche, trifft sich mittwochs eine Hospizgruppe. Da tauschen sich die Angehörigen von sterbenskranken Menschen aus. Anfangs war ich etwas überrascht, dass ich da nicht die Jüngste bin. Über sowas habe ich halt vorher nie nachgedacht… Aber der Tod trifft nicht immer nur Alte.
Es gibt überhaupt nichts Schönes an Fenjas Schicksal. Es macht mich unendlich traurig. Aber immerhin: Ich bin ich dank der Gruppe nicht mehr ganz so verzweifelt. Ich musste und konnte irgendwie akzeptieren, dass es so ist, wie es ist.
Einer der wichtigsten Tipps aus der Hospizgruppe versuche ich auch umzusetzen: Ich rede so wenig wie möglich mit ihr über ihre Krankheit. Denn das hat sie ja eh Tag für Tag vor Augen, wenn Sie in den Spiegel guckt. Ich versuche einfach so viel Zeit wie möglich mit ihr zu verbringen.
Morgen zum Beispiel. Da sind wir verabredet: Wir werden zum Friseur gehen – und ihr eine Perücke aussuchen.
Sprecher: Daniel Schneider
