Toms Diner

Gestern habe ich Tom mal wieder getroffen. In der Stadt. Zufällig. Ich hatte Zeit. Er hatte Zeit. Und so gingen wir einen Kaffee trinken. Was heißt einen… Wir haben drei Stunden da gesessen – und so manchen Kaffee weggezogen.

Es gibt ja so Menschen... Man trifft sich nach langer Zeit. Und sofort ist man „wieder drin“. Egal, ob man sich jetzt ne Woche, nen Monat oder vielleicht ein Jahr nicht gesehen hat. Mit Tom spielt das keine Rolle. Unsere Freundschaft ist wie ein gut sortiertes Schließfach: Wir wissen beide genau, was drin ist. Wir haben gemeinsam was rein gelegt und holen ab und an was heraus. Dann lachen wir darüber oder erinnern uns an manch blöde Geschichte. Hin und wieder legen wir etwas Neues dazu.

Es ist toll, so jemanden wie Tom zu kennen. Es zeigt mir: Da sind Menschen, die mich in ihrem Herzen tragen, auch wenn sie mich nicht täglich sehen. Wir verlier’n uns vielleicht aus den Augen – aber niemals aus dem Sinn. Und so eine Freundschaft hat einen besonderen Vorteil: Tom nimmt die kleinen, schleichenden Veränderungen meines Alltags ganz anders wahr. Er kann aus einer ganz anderen Perspektive heraus mit mir reden. Deshalb ist ein Treffen mit ihm auch so angenehm verrückt…

Und: Bei unseren sehr seltenen Treffen ist da immer wieder schnell wieder eine große Vertrautheit.

Ich stelle mir vor: So ähnlich ist das vielleicht auch mit Gott. Ich bete nicht häufig. Aber wenn, dann habe ich das wohlige Gefühl, dass mir jemand zuhört und mich auf Anhieb versteht.

Sprecher: Daniel Schneider