Erwünscht sein

Es ist halb zwölf, ich stehe n bisschen verkrampft an der Theke und trinke mein Bier. Die Musik aus den Boxen ist so gar nicht meins: gerade läuft Helene Fischer. Ich weiß auch gar nicht, wieso ich überhaupt hier bin; so richtig kennen tue ich hier eh keinen. Ich fühle mich total fehl am Platz und will eigentlich nur weg. Und dann kommt plötzlich ein bekanntes Gesicht auf mich zu: eine alte Schulfreundin hat es auch hierhin verschlagen; sie kommt grinsend zur Theke und sieht genauso fehl am Platz aus wie ich. Und vielleicht weil wir beide so krampfhaft unser Bier umklammern, bricht ganz schnell das Eis. Schnell plaudern wir von früher, das Bier schmeckt auch auf einmal. Irgendwann trauen wir uns und wünschen uns beim DJ andere Musik – und siehe da: selbst die Helene-Fischer-Fraktion tanzt auf einmal zu Elektro. So wurde das noch n richtig guter Abend.

Also... Mutter Teresa wurde einmal gefragt, was für sie das Entscheidende an ihrem Christ-Sein ist. Und sie sagte: „Ich möchte jedem Menschen das unbedingte Gefühl geben, erwünscht zu sein." Ich finde das total schön: Anderen Leuten das Gefühl geben, dass sie erwünscht sind, dass sie nicht fehl am Platz sind – das ist zwar nicht einfach, kann aber n richtiges Geschenk sein. So wie meine Schulfreundin mich damals auf der Party eingesammelt hat. Was wäre das für ne Welt, wenn noch mehr Menschen genau das den Anderen sagen würden: „Du bist erwünscht.“

Ela Kornek, Münster