Zeit für eine gute Tat

PLING! Jedes mal bekomme ich ein schlechtes Gewissen, wenn mein Handy bimmelt. Denn das dezente "PLING" erinnert mich regelmäßig daran, dass ich bisher zu wenig getrunken habe, während das schon etwas lautere "Drrr" drängelt, dass heute wieder Workout-Day ist.

Ob ich nun täglich 10.000 Schritte gehe, 2 Liter Wasser trinke oder meine Kalorien zähle - ich speichere all diese Daten um meinem Ziel näher zu kommen: eine bessere Version meiner Selbst zu werden. Und wer hat nicht mindestens eine dieser Apps auf seinem Smartphone? Und alle mit diesen tollen Reminder-Funktionen in den unterschiedlichsten Tönen. Das kann auch nerven – aber mal ehrlich: Es hilft schon, sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und sich jedes Mal neu aufzuraffen.

Stichwort Reminder-Funktion: Neulich ist mir aufgefallen, dass es eine Reminder-Funktion in meinem Leben gibt, die mir schon fast nicht mehr aufgefallen ist. Und die ist älter als jedes Handy, als das Internet, oder die Erfindung des Computers. Jahrhunderte älter. Diese Reminder-Funktion ist echt analog und hat auch nix mit meiner Körperfitness zu tun, sondern eher mit meinem Seelenhaushalt.

Ich spreche von der Kirchturmglocke. Die hängt fast überall im Sektor und natürlich schlägt sie meist den Stundentakt. Aber oft läutet die Glocke mehrmals am Tag, z.B. um 12, um drei und um sechs Uhr abends. Über die Jahrhunderte haben viele Menschen hierzulande gerade zur Mittagszeit um 12 für einen Moment inne gehalten, wenn die Glocke klingelte. Sie haben Gott gedankt, haben gebetet. Jedenfalls haben sie für diesen Augenblick ihren Alltag unterbrochen und den Blick aufs Wesentliche gerichtet.

Das war für mich ne Entdeckung. Denn tatsächlich kann die Glocke mir helfen, mich immer mal wieder kurz daran zu erinnern, dass es in meinem Leben mehr gibt als das Ziel, ein gesunder Mensch zu sein: Ich möchte auch ein guter Mensch sein.

Katrin Achterfeldt, Düsseldorf