Handy vergessen

Mist. Ich bin schon seit ner Viertelstunde von zuhause weg und hab das Wichtigste vergessen: mein Handy. Das hängt noch zuhause am Ladekabel. Und jetzt? Weiterfahren und den ganzen Tag drauf verzichten? Oder doch besser umkehren und das Smartphone holen? Dann komme ich vielleicht zu spät zum ersten Termin. Beides nicht gut. Aber es nutzt nichts. Ich muss mich entscheiden. Schweren Herzens fahre ich weiter. Ohne Telefon. Komisches Gefühl. Fünf, sechsmal greife ich in meine Hosentasche und finde - nichts. „Na toll“, denke ich. „So offline bekomme ich ja gar nicht mit, was so läuft.“

Bekomme ich doch: Ich unterhalte mich mit einer Kollegin über ihre OP nächste Woche, ohne dass ich ständig von WhatsApp-Nachrichten unterbrochen werde. In der Pause gehe ich spazieren und sehe im Park einen alten Baum, den ich noch nie vorher gesehen habe. Und ich staune, weil ich bei der Arbeit konzentrierter und schneller bin als sonst.

Wieder zuhause schnappe ich mir das Smartphone und will es gerade einschalten … und zögere kurz. War doch eigentlich kein schlechter Tag. Ich hab Dinge gesehen, die ich sonst nicht sehe. Ich war bei der Arbeit noch besser als sonst. Und die Gespräche, die ich geführt habe, waren nicht so oberflächlich. Danke, Gott, für diesen smartphonefreien Tag, den Du mir geschenkt hast, sage ich leise vor mich hin und bin mir sicher, dass er das mitbekommt.

Sprecher: Daniel Schneider