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Kirche in 1Live | 23.07.2016 | floatend Uhr
Der Umzug
Ich wohne in einem großen Haus mit vielen Mietern. Man kann sich aus dem Weg gehen. Man braucht keine Gespräche führen. Man sagt sich oft nur kurz Hallo und Tschüss. Neulich hing ein Zettel im Hausflur. In krakeliger Schrift stand da, dass am nächsten Samstag Benno einzieht: Der neue Mieter im 3. OG. Er empfiehlt den restlichen Bewohnern im Haus das gute Wetter zu genießen und ins Schwimmbad zu gehen – schließlich könne es bei dem Gerödel etwas lauter werden.
Als dann am Samstag der erste Umzugswagen vorfährt, erinnere ich mich an meinen eigenen Umzug vor ein paar Monaten. Der lief gut. Es ging Ruckzuck. Vor allem, weil ich viele Helfer hatte: Viele Kistenträger und manche, die beim Streichen den Pinsel geschwungen haben.
Ich muss nicht lange überlegen: Ich kann jetzt nicht schwimmen gehen! Man beschwert sich ja so häufig über die Anonymität in der Großstadt. Und darüber, dass man sich einander nicht hilft... Also ziehe ich meine alten Klamotten an und gehe runter zum Umzugswagen. Nach kurzer Vorstellungsrunde bin ich plötzlich Teil einer ziemlich schlagkräftigen Umzugsgemeinschaft. Schnell sind die ersten zwanzig Kisten in Bennos neuer Wohnung – und das Mettbrötchen in der Frühstückspause eine echte Belohnung.
Am Ende war es ein ordentliches Stück Arbeit –es hat aber auch großen Spaß gemacht. Vor allem bin ich richtig froh, dass ich so spontan helfen konnte und damit jetzt einen Nachbarn gewonnen habe, mit dem ich mehr Worte wechsle als nur kurz “Hallo“ und “Tschüss“.
Sprecher: Daniel Schneider