Pflichtlektüre

Ich glaube ja, dass mir einige echt gute Bücher durch die Schule vermiest wurden. Stichwort: Pflichtlektüre. Ich sag nur „Homo Faber“. Schlimmer noch: Der Stechlin, von Theodor Fontane. Wobei: Homo Faber ist ja eigentlich wirklich toll – das hab ich aber später erst entdeckt. Im Deutschunterricht, war es ne Qual.

Pflichtlektüre ist extrem unsexy. Ein Buch freiwillig zu erobern ist was ganz Anderes dagegen. Und daher bin ich mir immer noch nicht sicher, ob der Deutschunterricht mit all seinen Pflichtlektüren mir mehr geholfen hat, das Lesen für mich zu entdecken, oder ob der eher das Gegenteil bewirkt hat. Sicher ist: einige Bücher werden bei mir wohl immer das Pflichtlektüren-Label tragen.

Ich gestehe: fast meine ganze Schulzeit gehörte die Bibel auch dazu. Ich weiß noch, wie quälend langweilig ich den Religionsunterricht fand, wenn das Thema Bibel anstand. Pflichtlektüre - eben.

Und ich bin heilfroh, dass ich es irgendwie geschafft habe, dann noch mal einen Zugang zur Bibel zu finden. Das war Arbeit. Ich kann auch gar nicht sagen, woran es lag. Irgendwann aber habe ich bemerkt, dass die Bibel kein Buch ist, um Menschen vorzuschreiben, was sie zu glauben oder zu tun haben. Sondern dass in der Bibel unheimlich gute Geschichte stecken, unheimlich alt. Und unheimlich treffend beschreiben die, was auch in mir oft vorgeht. In der Bibel lerne ich mindestens genauso viel über Gott kennen als über die Menschen. Ich denke, die Bibel sollte eine Pflichtlektüre im Leben sein – nur eben muss man sie freiwillig erobern. Dann kann sie sogar sexy sein…irgendwie.

Klaus Nelißen

Köln

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