Wartezeit

Neulich hatte es mich wieder erwischt: Magen-Darm-Grippe - bäh. Ich muss zum Arzt, besser ist das. Als ich dann dort ankomme, platzt die Praxis aus allen Nähten. Also: Wartezimmer. Und wie ich da so lange sitze, schaue ich mir die Patienten in Ruhe an.

Mich hat jetzt nicht interessiert, was die wohl haben, sondern ich fand total spannend zu sehen, wie die alle so auf ihren Termin warten. Menschen warten nämlich echt ziemlich unterschiedlich: Manche sind total nervös und gucken alle zwei Minuten zur Uhr, andere genießen die Auszeit im Wartezimmer voll und vertiefen sich erstmal in 'ne Klatschzeitschrift. Dann gibt's natürlich auch die Handy-Junkies, die den Kopf gar nicht mehr hoch bekommen - und es gibt die Leute, die auch im Wartezimmer ohne Punkt und Komma reden, um die Zeit zu überbrücken. So unterschiedlich wie die Menschen sind, so verschieden gehen sie auch mit dem Warten um. Einen Mann im Wartezimmer fand richtig cool: Er hat nämlich gar nichts gemacht. Er saß auf seinem Stuhl, hat entspannt ein- und ausgeatmet, ab und zu wem anders freundlich zugenickt und sonst - halt einfach ganz bewusst gewartet - ohne Ablenken oder Überbrücken.

„Der hat’s raus“ dachte ich mir und hab das dann auch versucht: einfach mal bewusst warten. Und was soll ich sagen? Das hat sich gut angefühlt - ich war ziemlich zufrieden und entspannt dabei.

Für Christinnen und Christen geht jetzt wieder die Wartezeit schlechthin los: Advent heißt: Warten auf Weihnachten. Nicht darauf, dass der Doktor kommt. Aber eben bewusst darauf warten und damit rechnen, dass Gott in die Welt kommt. Ich möchte die vier Wochen bis zum Weihnachtsfest nicht nur überbrücken, nicht irgendwie rumkriegen oder mich von der Warterei ablenken. Diesmal möchte ich diese besondere Zeit des Wartens so richtig wahrnehmen - mit viel Ruhe und Aufmerksamkeit, wach und entspannt.

Ela Kornek, Münster