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Kirche in 1Live | 28.04.2017 | floatend Uhr
Das vergeb ich mir nie
„Ich hab alles falsch gemacht.“
Das hat Nina ja noch nie gesagt.
„Was ist denn passiert?,“ frage ich.
„Ich war so naiv, ich hab gedacht, ICH schaffe das,“ ihre Stimme ist voller Ironie. „Wenn ich nur genügend Fortbildungen mache, genügend Coaching … Ich hab alles gemacht für diesen Job, immer wieder auf andere Angebote verzichtet. Und was hab ich gekriegt? Arbeit mit Kollegen, die nur ihr eigenes Ding durchziehen wollen. Arbeit an Orten, wo sonst keiner hin will. Vor allem immer nur: mehr Arbeit.“ Sie lacht bitter. „Alles Work, nix Life. Und jetzt sitze ich hier fest und komm nicht mehr weg. Dieser Job war der größte Fehler meines Lebens. Das vergeb` ich mir nie.“
Ich bin erstmal sprachlos. „Kennst du das auch?“, Nina flüstert fast.
„Ich denk manchmal, ich hätte Moritz nicht verlassen sollen,“ höre ich mich sagen. „Vielleicht war das mein größter Fehler.“
„Und was machst du, wenn du das denkst?“, fragt sie.
Ich überlege: „Ich versuche genau das eben doch. Mir selbst zu vergeben.“
„Klappt das?“, fragt Nina.
„Nicht sofort“, sage ich. „Erstmal tut es weh, einzugestehen, dass ich zwar was Gutes wollte, mir damit aber irgendwie selbst weh getan habe.“
„Mir ist grad auch nur nach heulen“, sagt sie.
„Das ist ja das fiese“ sage ich. „Ohne Schmerz und Wut geht es nicht. Aber ohne Mitgefühl mit dir selbst noch weniger."
„Dann habe ich doch nicht alles falsch gemacht“, erwidert Nina. „Mit meiner besten Freundin zu reden war eine goldrichtige Entscheidung.“
