„Privilege Boy“

Hi! Ich bin ein privilegierter kleiner Junge. Ich bin weiß, hetero und ein Mann.

Arbeitgeber sehen mich an und denken sich: „Den stelle ich doch glatt ein! Und zahle ihm im deutschlandweiten Gesamtdurchschnitt 21% mehr Gehalt als... allen anderen Geschlechtern!“

Und dann die Menschen auf der Straße, sehen mich an und denken: „Oh Mann, was für ein sympathischer, nicht-bedrohlicher Typ! Ich habe weder Angst ausgeraubt zu werden, noch sehe ich meine traditionellen Ideale herausgefordert!“

Weiß geboren, höflich erzogen und ich trag ne Brille. Lehrer sahen mich an und dachten sich „Yess. Ein guter Schüler. Kein Migrationshintergrund. Der guckt immer so interessiert. Bestimmt n‘ Intellektueller hinter der Brille. Ich gebe dem eine 1! Das hat der sich aber auch verdient!“

Und Polizisten… sehen mich gar nicht erst an. Weil ich weiß bin. Ich bin unsichtbar, ich kann machen was ich will – tu ich auch. Bahn Kontrolleure sehen mein seit 4 Jahren abgelaufenes Ticket aus dem Augenwinkel an und denken sich „Oke! Stimmt bestimmt!“

Hi! Ich bin ein bevorzugter kleiner Junge und all das befähigt mich zu ganz schön unmenschlichen Dingen. Ich bin so privilegiert, dass ich die Welt verändern könnte – aber wozu? Die Welt ist für mich maßgeschneidert worden, wie Zirkusjäckchen für dressierte Affen. Und ich höre überall dieser Tage wie dankbar wir sein sollen, dass es uns hier so gut geht, aber wenn es mir nur im Vergleich zu anderen gut geht, will ich das nicht.

In jedem Supermarkt können wir uns Kinderarbeit auf Kakaoplantagen und zugeschüttete Brunnen in armen Dörfern kaufen. Und wir tun so als wäre das okay, weil daneben veganer Biotofu steht. Aber das ist es nicht.

Freddie Brumm, Düsseldorf