Was zählt, ist was du daraus machst

„Sag mal, was ist meine größte Schwäche?“ frage ich meinen Bruder. Der, ein paar Jahre älter als ich, zwinkert mir zu und sagt frech: „Oh, Bruderherz, wo soll ich anfangen“ Ich lache. „Nee, sag mal echt. Ich meine es ernst. Ich bereite mich auf ein Vorstellungsgespräch vor und da brauche ich mal deine Einschätzung.“

Er überlegt ernsthaft – „ Naja, ich finde du bist sehr mutig und spontan. Das ist sympathisch, aber das lässt dich eben auch manchmal auf die Nase fallen. Und so richtig gut organisiert bist du auch nicht. Du machst immer alles auf den letzten Drücker – aber immerhin wirst du fristgerecht fertig…“ „Okay okay!“, unterbreche ich ihn

„Danke für die Aufzählung meiner Unfähigkeiten. Das war wahrscheinlich auch ‘ne blöde Frage…“

Er wirft mir einen verständnisvollen Blick zu und sagt: „Also, ich finde, deine Schwächen sind gleichzeitig auch deine größten Stärken. Und: Sowas kommt gut im Vorstellungsgespräch. Das ist ja kein Wettbewerb um die besten Antworten. Die wollen dich eben kennenlernen. Kein Mensch ist perfekt und deine Schwächen gehören eben zu dir. Es macht dich aus, wie du mit ihnen umgehst und was du daraus machst. Und daran sind die interessiert.“

Halb beruhigt, halb verzweifelt schaue ich ihn an. „Keine Sorge, du schaffst das schon“, sagt er. „Sei einfach du selbst!“ Und dann wuschelt er mir durch die Haare. Eigentlich hasse ich das. Aber diesmal nicht.