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Kirche in 1Live | 01.09.2017 | floatend Uhr
Auf der Straße
Neulich haben wir eine Kneipentour durch die Altstadt gemacht. Bis drei Uhr nachts. Entsprechend angeheitert machen wir uns auf nach Hause. Wir kommen durch eine Gasse, in der ziemlich viel Müll an der Straßenseite liegt. Vor allem große Pappkartons.
Mit einem Mal sind wir schlagartig wieder nüchtern.
In dieser Straße - genauer: Auf dieser Straße - schlafen Menschen. Die Pappkartons benutzen sie als Decken zum Schutz. Es ist sehr ruhig. Die meisten schlafen. „Scheiße“ denke ich. Ich stehe hier gerade mitten in dem Schlafzimmer dieser Menschen! Und das mitten in Deutschland! Unfassbar!
Angst haben wir nicht. Keiner sieht so aus, als würde er uns etwas tun.
Hier sind Männer und Frauen jeden Alters. Manche können nicht schlafen und sitzen da. Man sieht ihnen an, dass sie vermutlich von jedem Ort vertrieben werden, weil sie „dort nicht hinpassen“. Wir können an jedem ihrer Gesichtszüge ablesen, dass diese Menschen ein Grundgefühl von „nicht willkommen sein“ haben. Schlimmer noch: Gerade am Wochenende werden sie von Menschen wie uns, die gerade aus der Kneipe kommen, verhöhnt und angepöbelt.
Wir gehen weiter. Schweigend.
Diese kurze Begegnung hat mich berührt und beschämt.
Ich muss zugeben: Ich bin jetzt kein anderer Mensch. Aber ich möchte in Zukunft genauer hinsehen. Und es dabei nicht belassen. Sondern mit meinen Möglichkeiten helfen. Straßenzeitungen kaufen und den Menschen, die auf der Straße leben mit mehr Respekt begegnen. Das zumindest hat die Begegnung in der Straße voller Pappkartons bewirkt.