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Kirche in 1Live | 09.08.2017 | floatend Uhr
Tiefer gelegt
Ich bin neuerdings tiefer gelegt. Eine ganze Etage. Ich hab' mir letztens bei einem blöden Unfall beide Füße verdreht und jetzt darf ich ein paar Wochen mit Krücken und Rollstuhl verbringen. Ich finde das einfach so krass, wie mein Alltag sich dadurch verändert hat.
Wenn ich einkaufen will, dann komme ich an die meisten Sachen nicht mehr ran, die ich haben möchte. Ich muss mich entscheiden: Frage ich irgendwelche Fremden, ob sie mir was von oben runter reichen oder kaufe ich was anderes ein.
Wenn es um eine Packung Knäckebrot geht: Kein Problem. Aber einen wildfremden Herren fragen, ob er mir mal bitte die 64er-Packung Tampons von ganz oben runter reicht? Ne, sorry. Und natürlich gibt es verdammt viele, die es grandios schaffen, zu übersehen, dass da eine Frau im Rolli Hilfe braucht. Es ist echt heftig, wie gestresst Menschen beim Einkaufen sind! Obwohl: Für's Anstarren haben selbst die Zeit. Nur meinen hilfesuchenden Blick, den ignorieren sie.
Im Drogeriemarkt hätte ich letzte Woche theoretisch alles unbezahlt mitnehmen können - das Kassenband war so hoch, dass ich quasi unbemerkt an der Mitarbeiterin vorbei gerollt bin und laut "Hallo!" rufen musste und meine Sachen von unten auf das Band geschleudert hab, damit sie mich bemerkt.
Ja, ich weiß: Ich soll mich mal bitte nicht so anstellen. Meine Füße sind ja bald wieder heile und dann hüpfe ich so mobil wie eh und je durch Münster. Aber mir ist in den letzten paar Wochen einmal mehr klar geworden, dass es sowieso schon richtig scheiße ist, wenn man im Rollstuhl sitzt.
Da kann man es echt nicht noch gebrauchen, wenn man übersehen, angestarrt oder umgerempelt wird. Seid nett zueinander, Leute. Und guckt auch bitte mal eine Etage tiefer!
Ela Kornek, Münster
