Alles Familie

"Oh toll, dann seid ihr jetzt ja eine richtige Familie!"

Diesen Satz hab ich ziemlich oft gehört, seitdem ich ein Kind hab'. Und ich weiß: Das ist total lieb gemeint, die Leute freuen sich mit uns über den Nachwuchs. Aber irgendwie stört mich das auch. Denn ich frage mich immer: Was waren Basti und ich denn dann eigentlich vorher? Als wir noch kein Kind hatten? Für mich hat sich das zwischen uns auch vorher so richtig nach "Familie" angefühlt: Wir gehören zusammen, wir können uns auf den anderen verlassen, wir wollen zusammen durch's Leben gehen, egal, was noch so kommt. Das ist für mich Familie - und zwar egal, ob man jetzt zu zweit, zu dritt oder zu siebt ist.

Mit dieser Meinung bin ich aber oft allein. Die meisten Leute finden: Familie ist man eben erst ab "zu dritt". Ich habe von zwei Freunden ein total gutes Buch geschenkt bekommen. "Alles Familie" heißt es. Und der Untertitel macht schon klar, dass Familie hier ein bisschen größer gedacht wird, denn da steht: " Vom Kind der neuen Freundin vom Bruder von Papas früherer Frau und anderen Verwandten". Das Buch möchte zeigen: Familie ist da, wo man sich zu Hause fühlt und wo man zusammen hält. Und das kann überall sein: im Patchwork, als Sohn mit zwei lesbischen Müttern, als Adoptivkind oder auch bei ganz engen Freunden.

Familie, das ist nämlich viel mehr ein Gefühl als ein festgelegtes Modell. Dieser Ansatz gefällt mir und ich würde mir wünschen, dass man auch in meiner Kirche ein bisschen mehr in diese Richtung denken würde.

Ela Kornek, Münster