Lass los

Heute Abend lasse ich mich hängen. Jeden Donnerstag hänge ich so richtig in den Seilen, oder besser gesagt: in den Tüchern. Aerial Yoga nennt sich das - und ich liebe es!

Ein großes Tuch, drapiert wie eine Schaukel, hängt von der Decke - und ich hänge an diesem Tuch. Oder darin, oder stehe darin, knie, schaukle, mal im Sitzen, mal im Liegen. Ich wickel das Tuch um meine Beine und lasse mich kopfüber fallen. Meine Hände lassen los, meine Arme schweben in der Luft. Herrlich!

Kopfüber zu schaukeln hat mich am Anfang echt Überwindung gekostet. Hält mich das Tuch auch wirklich? Die ersten paar Male habe ich es dann auch nicht geschafft mich fallen zu lassen. Aber irgendwann wurde mir das zu bunt! Warum klappt das bei mir nicht?

Also habe ich mich erst einmal Stück für Stück hinuntersinken lassen. Die Hände immer fest am Tuch. Bis ich kopfüber hing und das Tuch losgelassen habe.

Von da an läuft es besser und es hat mir eines gezeigt: Die Sache mit dem Vertrauen ist gar nicht so einfach. Ob nun dem Yogatuch oder anderen Menschen. Sich ganz und gar fallen zu lassen ist nicht jedermanns Sache. Wer will schon auf die Nase fallen?

Noch eine Spur schwieriger wird das, wenn ich auf Gott vertrauen soll. Dem bin ich schließlich noch nicht mal begegnet. Und seine Absichten verstehe ich auch nicht immer. Gottes Wege sind unergründlich, oder etwa nicht?

Was soll ich also machen? Etwa grundsätzlich misstrauen?

Nein, ich meine, man muss auch mal in Vorleistung gehen. Vertrauensvorschuss nennt sich das dann. Und schauen, was zurückkommt. Selbst wenn es erst einmal Schritt für Schritt ist.

Katrin Achterfeldt, Düsseldorf