Sticheleien

Letzten Donnerstag hat er wieder bei mir geklingelt.

Donnerstags fährt Gott nämlich immer in die Stadt zum Einkaufen.

Und dann macht er einen Zwischenstopp.

Wir trinken eine Tasse Kaffee und reden über ihn, mich und die Welt.

„Guck mal“, sage ich und zeige ihm einen fetten Mückenstich auf meiner Hand. „Den hat mir eins deiner wunderbaren Geschöpfe verpasst. Jetzt mal ehrlich: Diese Viecher sind doch eine totale Fehlplanung, oder?“

„Interessant, dass du auf dieses Thema kommst. Erst gestern hatte ich eine Unterhaltung mit Michaela. Ich weiß zwar, dass du sie nicht leiden kannst, aber sie hat fast dasselbe gesagt wie du. Sie meinte sogar, dass so gruselige Kreaturen gar nicht erst existieren dürften und das Leben ohne sie viel entspannter wäre.“

„Ich kenne zwar keine Michaela“, sage ich nachdenklich, „aber ich möchte schon gern wissen, was du geantwortet hast!“

„Na, dass alle meine Geschöpfe etwas Besonderes sind und jedes seine eigene Bedeutung hat. Und dass ich jedes einzelne von ihnen liebe. Selbst wenn es manchmal lästig und anstrengend sein kann.“

„Mit ‚gruseliger Kreatur‘“, fügt Gott hinzu, „meint Michaela DICH. Weil du ihr ständig ans Leder willst und sie verfolgst.

„Wer ist denn jetzt eigentlich Michaela? Ich kenne diese Person nicht!“, sage ich genervt! Da schmunzelt Gott: „Hatte ich nicht erwähnt, dass Michaela eine Mücke ist? Na, wie dem auch sei: Ist halt immer eine Frage der Perspektive. Lästig und gruselig könnt ihr manchmal beide sein. Aber sollte ich deswegen einen von euch abschaffen?“