Ohne Armband

Ich bleibe stehen und fange an zu lachen. Mitten im abendlichen Sportprogramm.

Schaue an mir runter. Kurze Hose, Laufschuhe. Passiert das hier gerade wirklich? Ich meine, was bringt mich dazu, an einem verregneten, kalten Tag so lange durch den Regen zu rennen, bis meine Socken ganz nass sind und meine Lungen brennen.

Ist es der schöne Blick über den Rhein? Nein, heute ist es nicht schön.

Sind es meine Freunde, die etwas Zeit zusammen mit mir verbringen möchten?

Nein, die haben nämlich wegen des Wetters abgesagt.

Wenn ich ehrlich bin: Es ist wegen diesem kleinen blöden Armband, das meine Schritte zählt. Und guckt, ob ich gut schlafe. Bin ich noch nicht gut genug? Möchte ich noch was erreichen? Ja, ich möchte viel Zeit mit meinen Freunden verbringen, denn ganz ehrlich, DIE sagen mir, wenn ich was ändern muss. Ich möchte mit meiner Familie lachen, denn DIE halten mir den Spiegel vor, wenn ich oberflächlich werde. Ich möchte Sport machen, wenn ICH Bock habe, denn dann mache ich das am längsten.

Ich bin davon überzeugt, dass wir alle ziemlich gut sind, so wie wir sind. Schließlich sind wir jede und jeder eine Version von Menschen, die Gott sich ausgedacht hat. Ich nehme das Armband ab. Ich möchte noch viel erreichen – aber dieses Fitnessarmband wird mir wahrscheinlich nicht dabei helfen.