Wunderbar gemacht

Jonas schreibt: Er ist 12 Kilometer gelaufen. Katja hat an einem Grillkurs teilgenommen. Susanne macht im Flüchtlings-Café mit. Manchmal kriege ich echt zu viel davon: dieses schön gefärbte Leben! Alle zeigen ihr perfektes social-media-Lächeln und optimieren nicht nur ihre Figur, sondern auch ihre Hobbies, ihre Ernährung, ihre Meinung. Alles ästhetisch und moralisch vorzeigbar. Fehler? Sind nicht vorgesehen. „Du, das mit dem Grillabend tut uns leid, wir haben ja komplett unsere Ernährung umgestellt,“ lese ich auf meinem Handy. Na toll. Ich aber nicht. Ich bin nicht perfekt - und das ist auch gut so.

Ich brauche Freunde, die mich kennen, mich mögen und zu mir stehen. Mich in den Arm nehmen, mit mir lachen, mir zuhören. Bleiben, wenn ich sie brauche. Sich nicht abwenden, wenn mir etwas passiert ist, was mir besser nicht passiert wäre, sondern das mit mir durchstehen. Das sind Freunde, die um ihre eigenen Fehler wissen und vielleicht auch deshalb nachsichtig sind mit meinen.

Es ist das Unperfekte, dass uns alle so einzigartig macht. „Ich danke dir dafür, dass ich so wunderbar gemacht bin,“ heißt es in einem Gebet in der Bibel. So spricht einer zu Gott. Kein Mr. Right und keine Mrs. Perfect, sondern ein Mensch. Könnte ich mir glatt an den Badezimmerspiegel heften. Verschlafen, noch nicht auf Hochglanz gebracht, aber wunderbar gemacht. Danke, Gott!