Jakobspilgern

Im Frühling hab ich mich mit meinem kleinen Bruder Anton daran gemacht, den Jakobsweg zu pilgern. Wandererfahrung hatten wir nicht.

Am ersten Tag war es sehr steil, sehr anstrengend und sehr schön. Ich hatte keine Karte, aber ich wusste Bescheid. Anton fragt wo wir lang müssen. "Zum Meer und dann links abbiegen" sage ich.

Die Frau im Pilgerbüro schenkt uns 5 Landkarten.

Am zweiten und dritten Tag treffen wir viele andere Pilger, von überall aus der Welt und machten alle 5 Minuten ein Panoramafoto vom Meer.

Abends nimmt uns eine Bauernfamilie spontan und herzlich bei sich auf.

Am vierten Tag brennt die Sonne auf uns herab. Unsere Schultern riechen wie Speck in der Pfanne. Unser Schlafplatz ist diesmal in einem Kloster, dort gibt es nur Gemüsesuppe und hartes Brot. Weil Demut. Aber auch richtig gutes, selbstgebrautes Starkbier. Vielleicht müssen diese Mönche ja irgendwas kompensieren.

Am fünften Tag bricht ein Gewitter los. Wanderwege werden zu Sturzbächen. Neben den Erkenntnissen über mich selbst, erkenne ich jetzt ich auch, dass mich der Jackenverkäufer belogen hatte, als er meinte, die Jacke wär regenfest.

Am letzten Tag erreichen wir endlich Bilbao. In der Stadt besorgte ich mir Flipflops, weil meine Füße so zerschunden sind.

Fazit: Der Camino war eine Tortur, anstrengend und zermürbend und bei jedem Berg dachten wir uns, das hier machen wir nie, nie wieder. Aber jetzt sitze ich Zuhause und kaum dass meine Füße verheilt sind, wünsche ich mich zurück, auf Berge und in die Wildnis, zu freundlichen Leuten die einen spätabends bei sich aufnehmen, zurück zu Gesprächen mit Leuten aus Irland, Italien und Amerika, zurück zum Abenteuer und zur Freiheit.

Freddie Brumm, Düsseldorf