Ewige Nummer zwei

Im Radsport heißen sie Wasserträger – die eher unauffälligen Sportler, die bei den Radrennen dafür sorgen, dass ihr Teamkapitän groß rauskommt. Unheimlich wichtig, aber doch eher im Hintergrund. Sie sorgen dafür, dass ein anderer glänzt.

Solche Typen gibt es auch in der Bibel.

Aaron zum Beispiel.

Der Bruder des großen Mose, der große Befreier des Volkes Israel. Aaron war mehr so sein Wasserträger. Die beiden haben sich ganz gut ergänzt. Aaron konnte gut organisieren. Mose war ein Mann der Tat. Aber von Anfang an war klar: Mose ist der Star.

Das hat ihn mit der Zeit ganz schön genervt. Deshalb hat er einmal die Chance ergriffen und sich selbst zum Topstar erklärt. Als Mose auf dem Berg Sinai war, wo er die zehn Gebote in Empfang nehmen sollte, schlug Aarons vermeintlich große Stunde.

Was soll man sagen. Das ging gründlich schief. Das goldene Kalb, dass maßgeblich auf Aarons Mist gewachsen war und für das Volk Israel Gott endlich mal sichtbar machen sollte, war ein großer Reinfall. Aaron bekam einen ordentlichen Anschiss von seinem großen Bruder und zog sich mit gesenktem Kopf schnell wieder in die zweite Reihe zurück.

Ich bewundere Aaron trotzdem. Weil er einerseits so treu und andererseits so menschlich daherkommt. Ich glaube, dass es echt schwer ist, sich mit seiner Rolle abzufinden. Trotzdem stellte er sich immer zu seinem Bruder.

Ich glaube, dass es für Gott ok ist, auch mal ins Rampenlicht zu wollen. Vielleicht klappt es ja sogar. Von Aaron lerne ich, dass es manchmal wichtiger ist, etwas Höherem zu dienen, als dem eigenen Ego.