Mobbingwunden

Ich wurde in der Schule viel gemobbt. Mich haben sie Schwuchtel und Spasti genannt – die dachten wohl, das wären Beleidigungen. Und manchmal wurde ich auch verprügelt und hatte viele schwere Stunden zu überstehen. Aber wenn ich jetzt pädagogisch arbeite, weiß ich solchen Situationen viel einfacher zu schlichten. Ich weiß jetzt wie man sich als Außenseiter fühlt und kann viel besser helfen, als ich es ohne jahrelanges Mobbing je könnte. Außerdem könnte ich nun niemals selbst zu einem Mobber werden, was vielleicht das Beste überhaupt ist.

Versteht mich nicht falsch, ich bin meinen Erzfeinden aus der Schulzeit keineswegs dankbar. Falls einer mithört, ich finde euch immer noch kacke.

Aber ich weiß mittlerweile, dass selbst schlimme Zeiten etwas Gutes haben können.

Außerdem ist nichts immer so wie es scheint. Erst später hab ich zum Beispiel verstanden, dass einer meiner Mobber auf dem Schulweg immer aus dem Block mit Sozialwohnung kam, ich hab auch erfahren, dass er keinen Vater hatte, aber dafür aber einen kleinen Bruder im Rollstuhl mit motorischer Entwicklungsstörung.

Vermutlich, hatte er es schwerer als ich. Vermutlich war er sehr froh, als die Coolen Jungs aus der Schule ihn aufgenommen hatten, auch wenn er dafür mit ihnen zusammen andere schikaniert hat.

Das ist jetzt auf keinen Fall eine Entschuldigung für ihn, aber für mich Grund genug mehr Mitleid mit ihm zu haben, als ich Mitleid mit mir hatte – und Selbstmitleid bringt einen persönlich schließlich auch nicht weiter.

Außerdem – auch wenn manchmal alles scheiße ist – es wird besser. Und viele Wunden heilt die Zeit tatsächlich.

Freddie Brumm, Düsseldorf