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Kirche in 1Live | 04.12.2017 | floatend Uhr
Barbara
Heute ist Barbaratag, sagt mein Kalender. Und Wikipedia sagt: Barbara war eine junge Frau aus Kleinasien, die sich zum Christentum bekehrt hat, in einer Zeit, als das noch verboten war. Ihr Vater hat sie in einen Turm eingesperrt, um sie davon wieder abzubringen. Als sie sich weigert, bringt er sie um. Ziemlich blutrünstige Geschichte.
Bis vor kurzem hätte ich gesagt: Typische Heiligenlegende, und selbst, wenn sie wahr wäre – heute gibt es sowas doch nicht mehr. Dachte ich. Dann habe ich Barbara getroffen. Sie heißt Fariba und stammt aus dem Iran. Auch sie ist Christin geworden und musste fliehen, weil das dort unter Strafe steht. Ihre Familie hat jeden Kontakt zu ihr abgebrochen, sie wissen, dass sie in Deutschland ist, aber sie wissen nicht, dass Fariba die beste in ihrem Deutschkurs ist, dass sie eine Blumengirlande an ihrem Fahrrad hat, dass sie seit einem Jahr mit Arash zusammen ist und seit ihrem ersten Weihnachten in Deutschland total auf Dominosteine steht.
Spricht man Fariba auf ihre Familie an, sagt sie leise: „Ist aus. Im Herzen nur Winter.“
Ich glaube, ich gehe heute mal bei ihr vorbei. Und bringe ihr einen Barbarazweig mit. Wenn sie den ins Wasser stellt, soll er zu Weihnachten blühen. Bei mir klappt das nie, aber Fariba braucht das vielleicht mehr als ich: Die Hoffnung, dass auch im tiefsten Winter etwas blühen kann.