Wiedersehen

„Ach, es ist so schön, dass wir uns mal wieder gesehen haben“, ruft Jenny und umarmt mich fest. „Das finde ich auch“, sage ich und grinse über das ganze Gesicht. Jenny und ich sind zusammen zur Schule gegangen und weil ich lange mit ihrem Bruder zusammen war, sind wir wie Schwestern. Mittlerweile sehen wir uns zwar leider nur noch selten, aber wenn wir uns treffen, ist es, als wäre gar keine Zeit vergangen: Es wird gequatscht und gelacht, wir schwelgen in Erinnerungen und bringen uns auf den neusten Stand.

Diesmal gibt es neben vielen schönen Nachrichten auch eine traurige: „Mein Opa ist gestorben“, erzählt sie. „Ohje, das tut mir leid“, sage ich und streiche ihr mitfühlend über den Arm. „Ja, das ist traurig, aber ich glaube, für ihn war es auch eine Erlösung. Er war ja so krank und am Ende wollte er auch nicht mehr“, sagt Jenny.

Dabei fällt mir ein Spruch ein, den ich neulich beim Durchscrollen auf Facebook gesehen hatte. Ich krame mein Handy raus und finde ihn tatsächlich wieder: „Du kamst, du gingst mit leiser Spur, ein flücht’ger Gast im Erdenland. Woher? Wohin? Wir wissen nur: Aus Gottes Hand in Gottes Hand“, lese ich vor. Wir lassen das kurz auf uns wirken und Jenny sagt schließlich: „Diesen Gedanken finde ich wirklich tröstend.“ Ich nicke. Es klingt beschützend, so als wäre er nicht ganz weg und Gott würde immer noch auf ihn achtgeben. Und wir würden ihn irgendwann wiedersehen. Andächtig nehmen wir beide noch einen Schluck Tee.

Sprecherin: Alexa Christ