Küchenweisheiten

Meine Oma ist letztes Jahr gestorben. Aber sie hat mir neben schönen Erinnerungen, nem Kaffeeservice und chiquen Handschuhen vor allem ihre Küchenweisheiten mitgegeben. Ich koche nämlich total gerne, und Oma hat mir so'n paar von ihren Lieblingsrezepten erzählt oder aufgeschrieben. Die meisten richtig erprobten Rezepte und Tricks und Kniffe, die hat meine Oma selber noch von ihrer Mutter erzählt bekommen. Die sind also locker 100 Jahre alt, aber das Witzige ist: Omas uralte Grundregeln, die finde ich inzwischen in total hippen Food-Blogs wieder: Zutaten verwenden, die gerade Saison haben und die in unserer Region wachsen. Essen wird nicht weggeschmissen. Oder auch die Idee vom "Weekly Meal Plan", das heißt am Anfang der Woche 'nen Plan machen, was man wann kochen will. Dann kauft man ganz gezielt ein und so'n Huhn reicht dann schonmal für ein paar Tage: Suppe, Hühnerfrikassee und Geflügelsalat sind safe. Super Essen! Die Gründe für diese Essensregeln sind heute vielleicht andere als zu Omas und Uromas Zeiten - da ging es den Leuten wohl eher nicht um so komplizierte Ernährungsphilosophien wie Vegan Raw Food, Paleo und sonstwas. Das Geld war halt knapp. Und ich weiß, dass bei Oma da tatsächlich auch ihr Glauben eine Rolle gespielt hat. Essen wegschmeißen, wenn anderswo Leute verhungern, das war für sie einfach total unchristlich. Denn ein guter Umgang mit der Schöpfung vom lieben Gott sieht anders aus. Diese Einstellung fand ich immer schon gut. Und auch wenn meine Hühnersuppe immer noch nicht so gut wird wie die von Oma - an ihre Küchenweisheiten versuch ich mich zu halten.

Ela Kornek, Münster