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Kirche in 1Live | 23.01.2018 | floatend Uhr
Aufwertung durch Abwertung
Letztens bin ich mit meiner Tochter auf dem Spielplatz und buddele im Sand. Neben uns kommt ein kleines Mädchen angerobbt und die Mama hinterher. Die andere Mutter und ich unterhalten uns ein bisschen und stellen fest, dass wir beide der gleiche Jahrgang sind: '83. Sie guckt mich an und sagt: "Krass, das hätte ich nicht gedacht. Du siehst viel jünger aus." Und ich ertappe mich dabei, wie ich denke: "Stimmt. Im Vergleich zu dir hab ich echt noch ganz schön wenig Falten." Ich sage aber nix und gucke sie nur an - und da spüre ich, dass sie merkt, was ich gerade gedacht hab. Und da checke ich selber erst, was gerad in meinem Kopf abging, und ich erschrecke mich richtig über mich selber. Wie fies von mir, dass ich sowas denke. Und dass ich mich dabei dann tatsächlich auch noch gut fühle.
"Aufwertung durch Abwertung", das ist so richtig kacke. Das macht man einfach nicht! Sich mit anderen vergleichen und dann bei denen auf irgendeinen Fehler oder Makel gucken, um sich selber besser zu fühlen - das ist nicht ok, das ist einfach fies. Und wahrscheinlich sagt das ne ganze Menge über die eigenen Unsicherheiten und Selbstzweifel aus, die auch ich mit mir rumtrage.. Im Internet - bei YouTube-Videos oder Blog-Artikeln - da nimmt dieses "Aufwerten durch Abwerten" nochmal ganz andere Dimensionen an. Systematisch werden da in den Kommentaren die Leute fertig gemacht: zu dick, zu dünn, zu doll geschminkt oder zu picklig - da ist Bodyshaming hoch zehn angesagt. Der Unterschied: die Leute, die das machen, können der Person um die das geht, nicht in die Augen schauen wie ich der Mutter auf dem Spielplatz. Ich denke, dann würden viele ganz automatisch merken, was sie da für nen Mist machen.
Ela Kornek, Münster
