Auch mal meckern dürfen

Basti ist eigentlich mega ausgeglichen. Bis meinen Mann was auf die Palme bringt, braucht es echt viel. Und es hilft sicher nicht, dass ich ihn dann, wenn er so richtig mies gelaunt ist, „Meckerprimel“ nenne – aber weil ich ihn so nicht kenne, fällt mir das dann vielleicht umso mehr auf....der kann dann aber auch meckern!

Basti ist dann meist schon wieder runtergekommen und sagt:

"Ey, manchmal muss das halt einfach raus. Man soll doch auch mal meckern dürfen." Und da hat er natürlich recht. In ner guten Beziehung, da muss man natürlich auch solche Tage aushalten. Ich liebe diesen Mann und da ich mir auch mal das Meckern an, stellvertretend für den Chef, für das Wetter und den ganzen Rest. Eigentlich ist dieses Meckern ja sogar irgendwie eine Art Vertrauensbeweis. Nur da, wo ich mich richtig sicher und zu Hause fühle, da kann ich auch meinen Frust rauslassen.

Auch in der Beziehung zu Gott darf das mal sein, dieses Luft-Rauslassen und Meckern. Das hat sogar ne richtige Tradition im Judentum und Christentum. In den Psalmen, also in den gesammelten Gebeten im Alten Testament, da gibt ne eigene Kategorie dafür: die Klagepsalmen. Da wird geflucht und gemeckert und Gott wird manchmal richtig angeschnauzt. Man könnte die also auch Meckerpsalmen nennen. Gott hält das aus – der ist auch an miesen Tagen da.

Ela Kornek, Münster