Das Handtuch werfen

Letzten Donnerstag hat er wieder bei mir geklingelt.

Donnerstags fährt Gott nämlich immer in die Stadt zum Einkaufen.

Und dann macht er einen Zwischenstopp.

Wir trinken eine Tasse Kaffee und reden über ihn, mich und die Welt.

„Wie war eigentlich dein Urlaub?“ fragt Gott, als er sich an den Küchentisch gesetzt hat.

„Eigentlich ganz schön. Aber weißt du, was mich total genervt hat? Meine lieben Landsleute! Die sind nämlich immer in aller Herrgottsfrühe ... ähm entschuldige ... ich meine, die sind immer mitten in der Nacht aufgestanden, um ihre blöden Handtücher auf die Liegen am Pool zu legen. Das ist sowas von spießig!“

„Oh“, sagt Gott, „das ist traurig. Hast du denn trotzdem noch einen Platz bekommen?“

„Ja, schon“, maule ich weiter, „aber natürlich nie einen von den besten. Wie du schon sagst: total ärgerlich.“

Gott sieht mich an. „Traurig ... ich habe traurig gesagt ... nicht ärgerlich.“

Ich weiß nicht, was er will. „Aber kommt das nicht aufs selbe raus?“

„Nicht so ganz. Weil: traurig finde ich, dass du dich über so etwas ärgern kannst. Auf jeden Fall so sehr, dass es das erste ist, was dir zu deinem Urlaub einfällt. Dabei gab es doch bestimmt auch viel Schönes zu sehen. Oder hat dich der Ärger blind gemacht?“

Ich werde rot. Gott hat mich mal wieder peinlich erwischt.

Mach dir nichts draus“, schmunzelt er. „Wie heißt es doch so schön?! Auch ein blindes Huhn wirft mal das Handtuch ins Korn.“

Sprecher: Daniel Schneider