Versöhnung

„Aber das war es jetzt für mich. Das ist das letzte, was ihr von mir lesen werdet.“ Und dann erscheint der Hinweis „Anke hat die Gruppe verlassen“. Das kann doch wohl nicht sein, denke ich. Den ganzen Abend über gehen für alle Gruppenmitglieder gut sichtbar die Nachrichten hin und her. Los ging es mit der Nachricht von Mike, dass nach der Party sein Kicker kaputt war. Nach und nach meldeten sich die Partygäste im Gruppenchat. Keiner aber war es natürlich selbst gewesen, keiner wusste wirklich, wie es dazu gekommen war.

Und so wurden aus den einzelnen Nachrichten und Emojis auf einmal ganz schnell Vorwürfe und Anschuldigungen. Diese ganze Diskussion ging so was von nach hinten los, dass die geile Party am Ende völlig in Vergessenheit geriet und der Streit die Überhand gewann. Keiner aus der Gruppe hatte den anderen bei diesem Streit angesehen, seine Blicke gesehen, seinen Ärger. Keiner aus der Gruppe hatte wirklich gehört, ob ein Kommentar vielleicht nur lustig oder ironisch war. Stattdessen bleiben Streit und Missverständnisse auf allen Seiten.

Jesus hat mal gesagt: Geh zu deinem Bruder oder deiner Schwester und versöhne dich mit ihr. Das gilt auch für Freunde. Ich finde das ´Geh zu ….´ besonders wichtig. Mit Blickkontakt, mit einer Umarmung, mit einem „Entschuldige“ richtig gesprochen und nicht nur getextet. Das ist schwierig und manchmal gar nicht einfach. Aber so geht Versöhnung. Da klingelt mein Handy. Anke mobil steht auf meinem Display. Vielleicht gibt’s ja noch ne Chance auf ein versöhnliches Ende.

Sprecher: Daniel Schneider