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Kirche in 1Live | 19.04.2018 | floatend Uhr
Klee
Auf meiner Fensterbank steht ein kleiner Blumentopf. Darin: eine vierblättrige Kleepflanze.
Es ist kein seltener Glücksklee, den ich etwa in einem Wald gefunden und ausgebuddelt hab.
Es ist nur ein stinklangweiliger Sauerklee, der generell und immer vierblättrig ist und den man mir auf einem Silvestertreffen letztes Jahr geschenkt hat.
Seit vier Monaten also habe ich einen kleinen Sauerklee. Und er lebt noch!
Das finde ich großartig. Denn er bildet die Ausnahme in einer langen Reihe von Zimmerpflanzen, die sich unter meiner Aufsicht allesamt in den kollektiven Selbstmord gestürzt haben.
Und es sind nicht nur Pflanzen. Mein erstes Haustier zum Beispiel, ein kleines Zwergkaninchen, sprang direkt von meinem Arm in den Tod, gegen eine Schrankkante.
Das hat mich ein bisschen geprägt. Ich habe früh gelernt, dass die Welt ein grässlicher Ort sein kann, in dem selbst niedliche Haustiere Selbstmord begehen. Und das man selbst auch grässlich verantwortungslos sein kann, wenn man nicht aufpasst.
Wenn ich jetzt an meinem Schreibtisch sitze, sehe ich immer mal wieder auf und betrachte meinen kleinen Klee. Mein tapferes kleines Kleepflänzchen, das sich einfach nicht unterkriegen lässt, egal wie unregelmäßig ich es gieße, egal wie sehr die Heizung direkt unter der Fensterbank aufgedreht ist und egal wie staubig seine Blätter sind.
Und obwohl es kein echter Glücksklee ist, macht mich das glücklich.
Freddie Brumm, Düsseldorf