Leben wie Gott in Frankreich

Ich kann nicht mehr. Ich lasse ich mich auf den nächsten Stuhl fallen und schließe die Augen. Es ist zwei Uhr morgens und ich bin seit zehn Stunden auf den Beinen. Seit drei Wochen bin ich Tellerwäscher in einer Herberge, irgendwo in Nord Frankreich. Was für ein anstrengender Job! Aber neben einer Menge Schimpfwörter habe ich schon gelernt, dass jetzt der schöne Teil des Abends beginnt: Das gemeinsame Essen.

Wie immer gibt‘s Reste. Trotzdem wird ganz langsam, ganz genüsslich und ganz andächtig gegessen. Denn die erste, wichtige Lektion hat mir der Küchenchef schon am ersten Abend beigebracht: „Essen ist ein spirituelles Event.“ erklärte er im feierlichen Ton „Wir machen uns bewusst, dass wir etwas von außen brauchen, um innerlich satt zu werden“.

Okay, auf so eine verrückte Idee kann wahrscheinlich nur ein französischer Koch kommen. Aber seine Ansage fordert mich heraus. Ich hab mich in den letzten drei Wochen nicht nur gefragt, was mein innerer Hunger ist oder wie ich meine inneren Sehnsüchte stille, sondern ich bin auch dankbar geworden für die Freundschaften und Beziehungen in meinem Leben.

Und ich verstehe Jesus besser. Der hat nämlich auch schon über diesem inneren Hunger geredet und behauptet, dass er das Brot des Lebens ist, das den inneren Hunger für immer stillt. Ob das stimmt, kann man wahrscheinlich nur wissen, wenn man es ausprobiert und Kontakt zu ihm aufnimmt.

In jedem Fall ist mir klar, woher der Spruch ‚Leben wie Gott in Frankreich‘ kommt.

Sprecher: Daniel Schneider