Naive Revolution

Wow. Das ist beeindruckend. Ich stehe in einer engen Gasse und bestaune die übergroße französische Flagge zwischen den Hauswänden. In großen goldenen Buchstaben steht darauf: Denkmal für die Marseillaise. Die Konstruktion ist Teil einer Gedenkstätte, in der ich gerade gefühlt alles über die Französische Revolution gelernt habe. Was für blutige und turbulente Zeiten - denen wir aber auch einen großen Teil der Menschenrechte zu verdanken haben. Ich schlendere weiter und frage ich mich, warum Revolutionen immer nur von unten starten und meistens sehr grausam sind. Klar, Revolutionen beginnen dort, wo ein Hunger nach Veränderung herrscht und den hat meistens nur der kleine Mann.

Bis jetzt habe ich keinen Krieg, Hunger oder Unterdrückung erlebt. Ich bin weltweit gesehen, einer von den Privilegierten. Ich zähle mich zu den kleinen Leuten, zu denen da unten. Und ich bin für eine Revolution von Oben. Also im wahrsten Sinn des Wortes. Eine Revolution, die im Kopf beginnt, dann das Herz erreicht und nicht in blindem Hass endet.

Ich wünsche mir mehr Revolutionen ohne Leid, aber mit Leidenschaft, bei der kein Blut vergossen wird, sondern mehr Herzblut investiert wird. Viele solcher Revolutionen gibt es schon und sie müssen unterstützt werden. Alle die Menschen, die ihr Herz für andere Öffnen sind für mich Revolutionäre. Egal, ob sie in einer Suppenküche stehen, mit Menschen aus anderen Kulturen Deutsch lernen oder ein offenes Ohr für die Probleme anderer haben. Wow. Das finde ich mindestens ebenso beeindruckend wie übergroße Flagge in der engen Gasse mitten in Frankreich.

Sprecher: Daniel Schneider