Abhängigkeiten

„Okay, für die nächsten drei Monate war das wirklich die Letzte.“ Wir sitzen auf dem Balkon. Meine Mitbewohnerin drückt ihre Zigarette aus - angeblich die letzte und wir stoßen schweigend darauf an.

Abhängig. Das will irgendwie niemand sein. Ob es um Genussmittel, Gewohnheiten oder Beziehungen geht: Freiheit ist uns allen wichtig. Neben Individualität und Selbstbestimmung scheint Freiheit das Ding unserer Generation zu sein. Warum eigentlich?

Sind Abhängigkeiten grundsätzlich schlecht oder haben wir in nur zu viele schlechte Erfahrungen gemacht- durch Machtmissbrauch und Unterdrückung? Eine liebevolle Mutter und ihr Baby oder der Tierfreund und sein Hund - simple Beispiele, die zeigen, dass Abhängigkeit auch positiv sein kann. Das sie vielleicht sogar wichtig ist, um Vertrauen zu lernen. Wahrscheinlich kommt es einfach darauf an, von wem man abhängig ist.

Glauben ist übrigens eine positive Abhängigkeitserfahrung für mich. Weil ich einem Gott vertraue, der behauptet, mich und das Leben besser zu kennen, als ich es oft tue. Der verspricht, dass in einer Beziehung zu ihm echte Freiheit zu finden ist. Zugegeben, das ist ein sehr großes Versprechen und ich bin auch immer wieder dabei, herauszufinden, ob das wirklich stimmt. Aber ich spüre, dass da jemand ist, der es gut mit mir meint. Dem ich vertrauen kann und der mich so liebt, wie ich bin. Das ist nur ein Gefühl, aber trotzdem hilft es mir, mit den Abhängigkeiten und den Unabhängigkeiten meines Alltags umzugehen.

Sprecher: Daniel Schneider