Salz der Erde

Stefan ist ein super toleranter Typ, aber eine Sache kann er nicht ertragen: Pommes ohne Salz. Oder Pommes mit zu wenig Salz. Immer wenn uns der kleine Hunger überkommt, gucken wir uns und er sagt: „Pommes?!!“ Und ich sage dann: „Nur wenn du dein Salz dabei hast.“ Hat er oft, in diesen kleinen Tütchen, die es in Fast Food Restaurants gibt. Wenn nicht, ist die Stimmung im Keller. Da kann ich Stefan noch so viel Spezialsoße über die heißen, guten Kohlenhydratfettbomben kippen, er regt sich auf, ist richtig tief enttäuscht.

Einmal hat mich das so genervt, dass er es mir erklären musste. „Weißt du,“ sagt er, „Salz ist für mich wertvoller als Gold. Es macht aus normalen Pommes die besten Pommes. Ich finde, die haben sonst kaum Charakter. Das ist doch auch bei Menschen so,“ versucht Stefan mich zu überzeugen, „wir sind eigentlich alle ziemlich gleich – bis wir unseren Charakter, unser Wesen zeigen. Das macht uns einzigartig und wertvoll für andere.“

Da konnte ich Stefan zustimmen. Ich mag ihn so, weil er hochphilosophische Dinge so lebensnah erklärt. Das zu können, ist ein Teil von Stefans Salz, von seinem Charakter. „Ihr seid das Salz der Erde“ steht in der Bibel. Jesus hat das gesagt. Wahrscheinlich meint das:

Ihr seid der Charakter dieser Welt, ihr macht sie so besonders mit euren Eigenheiten und Talenten. Und das ist doch ein wirkliches Zeichen von Toleranz: Zu fordern, dass jeder und jede von uns zeigt, was in uns steckt.

Sprecher: Daniel Schneider