Gute Nachsätze

Gestern hat er wieder bei mir geklingelt. Donnerstags fährt Gott nämlich immer in die Stadt zum Einkaufen. Und dann macht er einen Zwischenstopp und wir reden über ihn, mich und die Welt.

„Sag mal“, fragt er, als er es sich auf der Küchenbank gemütlich gemacht hat, „was ist eigentlich aus deinen guten Vorsätzen für 2019 geworden? Kommst du damit zurecht?“

„Bestens sogar“, antworte ich triumphierend. „Weil ich nämlich gar keine gemacht habe. Ist doch jedes Jahr dasselbe. Irgendwie gibt’s immer was, das besser werden soll. Daher die ‚guten Vorsätze‘. Aber heißt es nicht auch, dass der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert ist? Ich finde, das stimmt: Wenn ich diese Vorsätze nicht aus echter Überzeugung fasse und ich nicht wirklich etwas ändern will, dann quäle ich mich nur damit herum und mache mir das Leben selbst zur Hölle.

Gott nickt. Was mich verwundert. Ich hätte eher ein „Aber“ oder sowas erwartet. Aber tatsächlich nickt er nur und sagt: „Was du sagst, gefällt mir richtig gut! Und weil es mir so gut gefällt, erkläre ich ab sofort den 1. März zum ‚Tag der guten Nachsätze‘“.

Ich bin verwirrt. „Was meinst du mit ‚guten Nachsätzen‘?“

Gott lächelt mich an. „2018 ist zwar seit zwei Monaten Geschichte; aber nicht einfach vorbei.

In deiner Erinnerung hast du so viele Bilder. Schöne Momente, die dich glücklich gemacht haben. Traurige Zeiten, die sich nicht einfach abstreifen lassen. Beide haben dich verändert. Lustige Begebenheiten, über die du immer noch schmunzeln kannst.

Mit guten Nachsätzen für 2018 wirst du auch entdecken, dass ich nicht nur donnerstags hier gewesen bin. Sondern jeden Tag. Und das wird auch dieses Jahr so bleiben.“

Sprecher: Daniel Schneider