Punktekonto

Letzten Donnerstag hat er wieder bei mir geklingelt. Donnerstags fährt Gott nämlich immer in die Stadt zum Einkaufen. Und dann macht er einen Zwischenstopp und wir reden über ihn, mich und die Welt.

„Darf ich dich mal was Grundsätzliches fragen?“ taste ich mich ins Gespräch, als Gott sich auf die Küchenbank gesetzt hat.

„Sehr gerne! Was möchtest du wissen?“

„Also: In einigen Städten in China gibt es doch jetzt so ein öffentliches Punktekonto. Man kann Bonuspunkte bekommen, wenn man sich zum Beispiel in der Freizeit um alte Leute kümmert. Wenn man aber gegen bestimmte Regeln verstößt, bekommt man wieder Punkte abgezogen. Je nach Punktestand hat man dann Vor- oder Nachteile. Zum Beispiel wird man mit einem niedrigen Punktstand im Job nicht befördert, oder man kann keine Flugreisen buchen. Bei einem hohen Punktestand hat man dagegen Vorteile; beispielsweise bekommt man einfacher eine schöne Wohnung zugewiesen. Und jetzt wollte ich einfach mal wissen: Gibt es sowas bei dir auch? Also so ein Punktekonto?“

Gott sieht mich an. Ein Augenblick der Stille. Dann sagt er: „Du kennst die Antwort. Und du machst dir Sorgen, ob dein Konto im Plus ist. Du machst dir Sorgen, weil du deine Fehler und Schwächen kennst. Es gibt da aber noch mehr. Etwas, was du auch schon längst kennst, was du aber noch nicht verinnerlicht hast. Diesen einen Satz, den ich schon vor 2000 Jahren dem Briefeschreiber Paulus gesagt habe. Und dieser Satz gilt auch für dich und jeden anderen: Meine Gnade ist alles, was du brauchst! Denn gerade wenn du schwach bist, wirkt meine Kraft ganz besonders an dir.“

Sprecher: Daniel Schneider

Quelle: https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/soziales-punktesystem-wie-peking-mit-supercomputern-vertrauensbrechern-das-leben-schwer-macht/23225472.html?ticket=ST-36884-DoJ9ABWk6bBAfhOhpxCj-ap6