Shitstorm

Shitstorm

Ich bin neulich zum ersten Mal in einen Shitstorm geraten. Der Auslöser war eigentlich ziemlich unspektakulär: Ich habe bei Facebook einen Kommentar zu einem Beitrag hinterlassen, mit dem ich nicht ganz einverstanden war. Ich hatte einfach politisch eine andere Meinung und habe sie kurz aufgeschrieben. Aber was dann passierte, das war wirklich total strange: Unfassbar viele Leute, die ich persönlich auch gar nicht kenne, sind in die Diskussion eingestiegen und in der Kommentarspalte richtig abgegangen. Bei mir sprang dann leider sofort der Mechanismus an: Ich muss mich verteidigen! Und das Ganze ist schneller eskaliert, als ich tippen konnte. Innerhalb von kürzester Zeit wurden die Kommentare persönlicher, die Beleidigungen heftiger und alles hat sich zu einem riesigen Ding aufgebauscht. Und jetzt weiß ich, woher der Shitstorm seinen Namen hat. Denn da mitten drin zu sein, das fühlt sich echt so an, als würde einem die Scheiße um die Ohren fliegen. Das Verrückte ist: Mein Puls ging dabei hoch, und bei allem, was da beleidigend und verletzend war - so ein bisschen hat mich diese heftige Diskussion auch angestachelt, immer weiter zu machen. Klar, ich wollte mich natürlich verteidigen, weil ich mich unfair behandelt gefühlt habe. Aber da hab ich noch was in mir gemerkt: Es hat langsam angefangen, mir richtig Spaß zu machen, bei diesem Shitstorm mitzumischen. Da war auf einmal eine ganz komische Mischung aus Aufregung, Wut und ‘nem ganz merkwürdigen Machtgefühl in mir drin. Wenn ich da jetzt dran denke, komme ich mir selber ganz schön eklig vor.

Ela Kornek, Münster