Verrannt

Ich habe mich da ziemlich in was verrannt und jetzt stehe ich hier und weiß echt nicht mehr weiter. Vor einem halben Jahr kamen ein paar Freunde und ich auf die glorreiche Idee, im Sommer an einem Straßenrennradrennen teilzunehmen. So weit so gut - wenn dieses Rennen nicht über 300km lang wäre!

So eine Schnapsidee! Am Anfang war ich auch noch recht euphorisch, entwickelte sofort einen strengen Trainingsplan und absolvierte bei Wind und Wetter meine Kilometer auf dem Sattel.

Aber jetzt, nach ein paar Wochen, merke ich: Ich schaff das nicht. Das Training ist ziemlich zeitintensiv und geht echt an die Substanz.Ich weiß schon gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal abends auf der Couch versackt bin. Alles dreht sich um das Rennen.

Am liebsten würde ich mich zurückziehen. Aber mein Stolz hält mich davon ab zuzugeben, dass ich mich wohl etwas übernommen habe. Dabei habe ich schon längst den Spaß an der Sache verloren.

Ich wäre so froh, wenn das alles ein Ende hätte.

Als ich meinem Trainingskumpel davon erzähle meint er: "Verlaufen kannst Du Dich nur, wenn Du versuchst wohin zu kommen. Nimm es nicht so schwer! Wenn du aufhören möchtest, dann lass es sein. Sieh es aber nicht als Niederlage. Du hast versucht etwas zu erreichen und auf dem Weg dorthin festgestellt, dass es die Mühe nicht wert ist. Aber in der Zwischenzeit hast Du andere Dinge und Dich selbst besser kennengelernt, Deine Grenzen getestet. Das allein gibt Dir vielleicht schon mehr als ein 300km-Radrennen."

Und auf dem Weg habe ich neue Freunde gefunden, füge ich in Gedanken hinzu.

Katrin Achterfeldt, Düsseldorf